Mei, wir hatten Glück mit unserer Ankunft am Donnerstag, weil wir mit unserem Wohnmobil einen Platz fanden, bei dem wir nicht eingeparkt wurden. Die Helfer waren unermüdlich im Einsatz, um die Zufahrt zum Parkplatz am Festivalgelände mit Rindenmulch zu stabilisieren und irgendwie blieb dann auch keiner stecken, bzw., kamen alle noch aus ihren Parkplätzen heraus.
Nach einigen Regenschauern und Unsicherheiten kam da einfach eine Band aus Bamberg, spielte straighten Rock mit einer gehörigen Prise Staub im Sound und hob das Launelevel gleich so hoch, dass der Tag eigentlich schon sehr cool startete und man als Besucher ne gute Welle zum Durchsurfen hatte.
Die Standleitung der Twin-Guitars aus Thin Lizzyien führt direkt zu den Galactic Superlords aus Köln und so war es nicht verwunderlich, dass total begeisterte Metalheads sich an Iron Maiden erinnert fühlten, wo do die Jungfrauen der Lizzy sämtliche Hooks und Licks klauten. Dazu noch eine über alle Zweifel erhabene Stimme von Frontfrau Katharina Heldt, die zum Abschluss noch stilsicher das Excalibur schwingt. Yes, so (oder so ähnlich) ging Metal zwischen 1977 und 1980.
Wenn die Jungs von Temple Fang dann nach jeweils rund 5 Minuten Pling Plang dann mal zum 10-minütigen Einlull-Intro übergehen, was dann in einem 20-minütigen Tonozean endet, sind sie definitiv der musikalische Gegenentwurf meiner Lieblingsband ZEKE.
Sasquatch flößen dem Blues eine gehörige Portion Heavyness und Fuzz ein. Eigentlich würde diese Mischung gut funktionieren, wenn der Schlagzeuger Craig Riggs an Stelle von Sänger/Gitarrist Keith Gibbs singen würde. Musikalische ist das Ganze eine unaufhörlich nach vorne drängende Walze, die mit einer passenderen Stimme wirklich alles niederreißen würde. Das meinte ich schon zu Keith am SFTU 2017 und er konnte sich nach dem Konzert hier and diesen Mistkerl von damals noch erinnern.
Eigentlich passen das Brett von einem Sound und die eher in melodiösen 80er-Pop verankerte Stimme von Benjamin Berdous nicht zusammen. Naja, dafür hebt sie sich von diesem Brutalo-Desert-Sound ab, ist klar und deutlich, was eher die Ausnahme in diesem Genre ist. Das Publikum feierte die Band gnadenlos ab. Innovativ war das nicht, interessant war es, weil man zu solch einer Musik nicht so eine unaufgeregte Stimme serviert bekommt, die mühelos sämtliche Töne und Melodien traf.
Man entkommt dieser Band eigentlich nicht, und das seit 2014, als sie ihre Karriere starteten. Egal ob Wacken, Hellfest, Summerbreeze, Roadburn, dieses blind auf einander eingespielte Trio spielt den Blues als Wurzel aller harten Musik genauso, damit die Band eigentlich überall passt. Zudem sind die Jungs einfach sehr sympathisch auf der Bühne und sie waren die am besten bekleidete Band des Festivals.
Abriss ist etwas anderes; zum Vergleich Dozer live 2014, auch kurz nach der Auflösung. Und von dieser Qualität ist diese Band im Jahre 2023 noch ein großes Stück entfernt.
Das war nun das dritte Mal - nach dem Hellfest 2022 und dem Desertfest 2023 - , dass wir diese Band live erlebten. Die Inszenierung jeder Performance ist schlichtweg perfekt; die pulsierenden Lichteffekte sind mit dem Schlagzeug gekoppelt, während die horizontalen Schwingungen der Lichteffekte mit dem Bass und die vertikalen mit der Gitarre gekoppelt sind. Dass man als Zuschauer von den mächtigen Klangkaskaden weggetrieben wird - unter gleichzeitigem Verlust der Hörfähigkeit - , ist bei Slift mit inbegriffen. Ja, so als routinierter Slift-Gänger hat man dann beim dritten Mal Zeit zum Genießen. Das Staunen über diese Band jedoch ist immer wieder neu.
Bokassa war es wie schon 2022 am Hellfest auf der Mainstage zu früh. Und ähnlich lustlos schrubbte die Band dann ihren Mix aus Midtempo-Grooves, Hardcore Vocals, tiefergelegten Gitarren und Steve Harris-Gedächtnis-Bassklick herunter. Musikalisch passt das schon, nur die Einstellung meiner Meinung nach nicht. Die Ansagen braucht es auch nicht. Für ein gute Konzert sollte die Band einfach die an sich guten Songs einen Ticken schneller spielen. Dass die Band das kann, zeigt diese famose Live-Scheibe
Die Londoner Band schöpfte aus einer satten 60´s und 70´s Sammlung aus Prog Rock, Folk, Brit Blues und wenn man daraus die richtigen Vorbilder zitiert, wird das ein richtig interessantes Konzert nach einer heftigen Regenunterbrechung.
Auch wenn Greenleaf die gleiche Setlist wie beim Desertfest in Berlin ablieferten, war dieses Konzert etwas ganz Besonderes, weil die Band, allen voran Frontmann Arvid, viel Spaß während des Konzerts hatten. Hans am Bass und Sebastian am Schlagzeug sind eine sehr tighte Maschine und eigentlich passt Sebastian vom drumming her besser zu Greenleaf als zu Dozer. Greenleaf rollten, bluesten, stampften und Arvid schmeckt diese Zutaten mit seiner fantastischen Stimme perfekt ab.
Brutus habe wir so mit einem Ohr vom Parkplatz mit gehört, ich habe ein Foto gemacht, und einige Passagen ihrer Songs sind schon klasse. Zu Hause anhören würde ich es nicht. Stefanie beim Schlagzeug spielen zuzuschauen ist ein Genuss. Die Tightness am Schlagzeug und ihr variabler Gesang sind ganz große Klasse.
Die Entscheidung, vor Smoke Blow heimzufahren fiel uns extrem schwer, weil es eine unserer 5 absoluten Lieblingsbands ist. Die entspannte, weil stau- und regenfreie Heimfahrt rechtfertigte unsere Entscheidung. Wir sahen seit 2002 Lettens Schniedel, hatten Spucke der gesamten Band auf unseren Klamotten, haben eine von der Band signierte Handtasche, Sticks vom Fabst, den Köter trugen wir durchs Strom, dem Kentucky und dem JR habe ich bei strömenden Regen die Amps aus dem Backstage getragen. Deswegen die Entscheidung für eine ruhige Fahrt nach München.