Im Wikipedia-Artikel über Mittelpunkte in Deutschland erfährt man, dass sich 5 von 8 Mittelpunkte in Thüringen befinden. Ähnlich ist es bei den Stoner-Festivals; das Stoned ist DER Treff- und Mittelpunkt aller Festivals. Das fängt an von der Lage, über die traditionell große Bandbreite an Musikrichtungen, das leckere Essen, die lässige und freundliche Art aller beteiligten verantwortlichen Personen, der Sound bis hin zur Großzügigkeit des Geländes. Was störte war entweder blaues oder rotes Licht, da die Bands zum Teil nicht zu sehen waren.
Das Wetter spielte auch mit, so dass nur die Wolfbird Twins im Zelt und nicht am Beach spielten. Das Campinggelände war ebenfalls sehr großzügig ausgelegt. Nächstes Jahr sollte halt der Bauer auch seinen Hafer abmähen, bevor auf der Fläche gecampt werden soll.
Die Integration des Campingplatzes und der Beachbar klappte ebenfalls sehr gut, die Cocktails dort waren sehr lecker. Also wir freuen uns schon auf nächstes Jahr.
Eine sehr gute Wahl, sowohl was den Opener als auch die Venue betraf. Tiefer gelegte Gitarren mit Prisen von Grunge, Punk, Hardcore und dem Fuß gut auf dem Gaspedal, den Arm lässig aus dem Fenster, und das alles an der Beachbar mit Seeblick. Besser ging es nicht.
Am Berliner Desertfest spielte die Band auf dem Hof auf einer kleinen Bühne und einer noch kleineren PA. Was die Kieler Band im Zelt mit einer amtlichen Anlage ablieferten war feinste Sahne. Ein ständig nach vorne schiebender Cocktail aus Kraut, Psych, Space, ein fetter leading bass, Vocoder-verzerrte vocals und ein paar spacey loops machten das Konzert absolut bang- und tanzbar.
Ryrs Musik befindet sich in der Schnittmenge zwischen Doom, Shoegaze, Postrock, Ambient Black Metal, gewürzt mit einer Prise Noise. Die anfänglich zarten Gebäude aus Melodien und single notes wurden im Laufe der Songs durch brutale Riffs und Lautstärke zerstört, um dann wieder behutsam zusammengefügt zu werden. Für mich auf die Dauer zu anstrengend, doch wenn man sich auf so einen Trip durch unterschiedliche Dynamiken einlässt, war das bestes Kopfkino.
Eine Band, die mich stark an Primitive Man erinnerte; ein unerträglich langsames Drumming, Gebirge aus Riffs, lange Instrumentalparts, die dann durch wüste Screams eingerissen wurden. Die Langsamkeit und die Aggressionen waren schwer auszuhalten.
Die Gitarrenharmonien und die Gesangslinien waren weit zugänglicher und gruben sich mehr in die Gehörgänge ein als der Bandname und die schwedischen Texte. Die Band brauchte rund 20 Minuten, um selber in ihren Mid-70´s-Boogie-Hardrock aufzugehen und das Publikum zum Mitbangen und Mitrocken zu bringen. Der letzte Funken wollte dann doch nicht so ganz überspringen, da die Band sich überwiegend in ihrer eigenen Welt befand und mangels Ansagen auch kein Kontakt zum Publikum herstellte.
Die drei Israelis spielen sich nun schon seit zwei Jahren durch die selbe Setlist, so dass musikalisch keine große Neuerungen zu erwarten waren. Ebenso wie die legendäre Show im Publikum, die dann auch den letzten Zweifler von der anarchistischen Power der Band mitreist und überzeugt. Und wenn die neue Bühne in den Zuschauern steht, und Omr auf den Händen des Publikums Gitarre spielt, Michael wie ein Berserker auf die Snare und die Bassdrum eindrischt und Avi als Crowdsurfer Parolen ins Mikro brüllt, ist das verdammt nochmal eine Wahnsinns-Show.
Die norwegische Band war nicht nur der Höhepunkt des ersten Abends, sondern auch das beste Konzert des Festivals. Es war ein Konzert, bei dem man im Publikum in strahlende und lachende Gesichter blickte. Nicht nur, dass das Publikum die Texte mitsang, sondern auch die Hooks und Riffs, zeigt, dass die Band mittlerweile bei den Headlinern angekommen ist. Slomosa schaffen es, mit ihrer harten, groovenden Mischung aus Stoner, Grunge und Punk das Publikum an die Wand zu blasen und gleichzeitig mit Benjamin Berdous´ jugendlicher Stimme Hoffnung und Optimismus zu verbreiten. Dazu gesellt sich sich Marie Moe als congeniale zweite Stimme und als powerhouse am Bass und am Posen. Der Sprung von einer kleinen Clubband 2023 zu einer Band, die mit ihrer Präsenz und Power große Bühnen im Jahre 2024 füllt.
Die Hamburger Band steht musikalischen zwischen Mad Sin und Peter Pan Speedrock und ihre Big Block-Vollgas-Attitude zündete dann doch im Verlauf des Konzerts und das Publikum rastete nach einem relaxten Tag dann doch aus. Spätestens nach dem Misfits-Cover "Last Careers" war dann doch der erste Moshpit im Zelt. Ich musste mir bis dahin zu viel "Scheiße", Motherfucker und sonstige Kraftausdrücke anhören und ging dann. Letztendlich fehlte dann doch die letzte musikalische Konsequenz. Wenn ich einen Drummer habe, der ohne Mühe ZEKE´s Polka Punk auf 210bpm spielen kann, dann schnalle ich mir an Stelle einer halbakustischen Gibson eine Les Paul um und blas´ das Publikum aus den Latschen.
Eine Menge Wut und Verärgerung packte das Duo in ihren Sludge, der trotz aller Härte extrem groovte. Eine seltene Mischung, was für die Qualität des Schlagzeugers steht, der den Brutaloriffs jegliche Statik nahm und sie in fließende Rhythmen packte.
Die Dortmunder Band lebte von Eddie Vedders Stimme, einer stilistischen Bandbreite, die sich von 1989 - 1995 erstreckte, in der Garage, Punk, Grunge und Stoner ganz organisch in einander übergingen. Und dazu sang noch der Eddie Vedder und machte das Ganze zu einem swingenden und rockigen Rückblick in die 90er. Ach das war gar nicht Eddie Vedder? macht nichts, war ein tolles Konzert, auch weil der Krake am Schlagzeug seinen Teil dazu beitrug.
Hall spielten hibbeligen Highspeed-Gragepunk, der auf der Überholspur sämtliche Trödelliesen mit der Lichthupe wegdrängte. Rasende downstrokes auf der Gitarre und irgend so ein Speedfreak aus Detroit am Schlagzeug sorgten für zarte frühmorgendliche Pogoversuche und heftiges Headbangen im verschlafenen Publikum. Und es musste alles schnell gehen, weil sonst die nervösen, aufgepeitschten vocals nicht zu einem Amischlitten auf der Flucht gepasst hätten.
Mit der morgendlichen guten Laune war dann erst einmal Schluss, da Earthbong mit ihrem zähen Lavastrom aus Lärm, Doom und Gebrüll jegliche Lebensfreude unter sich begruben.
Die Band aus Sardinien peppte den trägen Doom mit flotten Stoner und Tribal-Drumming auf, griff auf bewährte und bekannte Riffs aus dem Stoner und Doom zurück. Letztendlich dann doch eine recht statische, zuweilen auch recht geerdete Angelegenheit.
Die Bismuts kannten eigentliche keine Widersprüche zwischen den einzelen Stilen, die sie in komplizierten Rhythmen groovig verpackten. Dank ihres überragenden Bassisten, der diesen Jam aus Drums und Gitarre zusammenhielt, verlor die Band in keinem Augenblick die Leichtigkeit und Spielfreude, die automatisch dann auch auf das Publikum übersprang. Wir als Zuschauer wurden Zeuge eines absolut unangestrengten Jams einer fantastischen Band. Und sowohl für die Band als auch für die Zuschauer verging das Konzert in zwei Minuten.
Eremit ist eigentlich ein Gesamtkunstwerk, das eine sehr progressive Form von Sludge oder Black Metal und dessen lyrische Gestaltung, sowie den ästhetisch hochwertigen und bis ins kleinste Detail stimmigen Merch umfasst. Die musikalische Achterbahnfahrt an Stimmungen, Dynamik und Breaks verzahnte sich perfekt mit den Texten, was ich erst im Nachhinein beim Nachhören zu Hause feststellte. Kein einfacher und kein alltäglicher Stoff, den die Osnabrücker Band präsentierte, was sie dadurch eindeutig in Richtung Kunst und Avantgarde rückte.
Das kalifornische Trio groovte und rockte sich durch End-60´s-Jams, Doom und Psychedelic, ab und zu wurde es dann auch etwas flotter. Allerdings traf dann Frontfrau Laura Philipps zum Ende des Konzerts die Töne nicht mehr korrekt, was dann insgesamt doch recht schräg klang.
Gussie (Git, voc) und Ezra (dr, voc) ließen das neuseeländische Duo nach mehr Mitgliedern klingen als da tatsächlich auf der Bühne standen. Anfangs halfen einige eingespielte Loops und Playback-Passagen aus, um die Band voller klingen zu lassen. Dann machten die zweistimmigen Gesangsparts und der Ampswitcher aus einem Duo ein Quartett oder mehr. Das ganz Paket rockte, doomte, grungte und rollte durch ein insgesamt sehr progressiv ausgerichtetes musikalisches Spektrum. Die fans kauften danach mal kurz den Merch leer.
Ghost Woman zelebrierten hier eher Atmosphäre als strukturierte Songs. Die Songs bestanden eher aus Textfragmenten, spärlichen Akkorden und ein eher als tribal zu bezeichnendes Trommeln. Das Licht, bestehend aus zwei roten Spots, tat ein Übriges zu einem intimen Konzert, das einen melancholischen Roadtrip vertonte. Wir als Publikum durften daran teilhaben. Ein sehr intensives Konzerts, was das persönliche Kopfkino zu Höchstleistungen trieb.
Instrumental wären Weedeater einer meiner absoluten Lieblingsbands. Was das Trio an ihren jeweiligen Instrumenten abliefert ist pure power und pushende Aggression. Sobald da sogenannter Gesang aufkommt, ist die Freude darüber wieder dahin. Dazu kam noch das Licht, was mich an das Desertfest in Berlin erinnerte, was mich dann auch vom Konzert vertrieb.
Tom und Andy thematisieren wie derzeit keine andere Band die Sorgen und Nöte der Generation Y so humorvoll, kritisch und pointiert. Eigentlich ist ein Duo mit Bass und Schlagzeug in der musikalischen Bandbreite eher eingeengt und limitiert, doch dafür gibt es viel Raum für die Texte und den Gesang der beiden. Und dann reicht ein Duo, um spät nachts das Zelt abzureisen.
Und dann gibt es den traditionellen Guerilla-Gig am Campingplatz. Dieses Mal von Space Raptor. Die rockten instrumental, klauten sich ein paar K2B-Gedächtnis-Riffs, hatten immer schön den Fuß am Gas und brachten die zahlreichen Fans zum Headbangen. Toller Gig!
Das Konzert war fast schon symptomatisch für die Stoner-Szene. Das, was die Band an Wucht, Groove und Power auf die 12 aufbaut, macht der Sänger, weil er keinen Ton richtig trifft, wieder zunichte. Dass die Band auf. der Bühne Spaß hatte, steht außer Frage und das Publikum zog mit. Allerdings nur eine Viertelstunde lang.
Wenn Clutch zu teuer oder zu blueslastig sind, dann verpflichtet man als Veranstalter das Familienunternehmen Hy Desert Queen aus Texas. Die sind härter, mehr im Heavy Metal verwurzelt ohne den Bezug zu Psychedelic oder Stoner zu verlieren und haben mit Ryan Garney einen fantastischen Frontman mit einer ebensolchen Stimme. Da passte alles. stage acting, Kontakt zum Publikum und humorvolle Ansagen. Das wurde dann auch gnadenlos vom Publikum gefeiert.
Das Trio aus Frankfurt am Main um die Brüder Marek und Piotr Kowalski überzeugten mit einem tighten und groovenden Postrock, der dermaßen rockte und direkt in den Nacken und ins Tanzbein führt. Die einzelnen Songs wiesen eine enorme Bandbreite an Dynamik und Tempowechseln auf, wofür Lala Adamovicz am Schlagzeug zuständig war, denn an ihm werden neuerdings Metronome geeicht. Eine Bereicherung unserer privaten Playlist und ein tolles Konzert.
Die Berliner Band lieferte hibbeligen, nervösen Punkrock mit deutschen Texten ab, dazwischen gab es noch den doomigen Quoten-Break, alle durften einmal was ansagen. War nach dem vorigen Konzert nicht so passend.
Kraftwerk Minimal Elektronik trifft auf Stoner, Florian Schneider trifft Jason Newsted am Bass, Vocoder Gesang rundet das ganze Spacerock-Spektakel ab, Köpfe wippen vor und hinter der Bühne, die Band ist stilsicher gekleidet und fährt eine Vollgas-Show auf der Bühne. Was beim Desertfest im Columbia-Theater schon perfekt funktionierte, funktionierte hier noch besser und das Publikum war komplett begeistert.
Neben der Wüste in Tabernas scheint es noch eine in Nordengland bei Bradford eine zu geben, denn Psychlona atmeten ganz tief des Desertvibe ein und aus und schoben mit einer Druckwelle aus staubtrockenen, zwischen Doom und Stoner pendelten, ständig leicht boogielastigen Masse an Sound das Publikum vor sich her. Der Sound war absolut perfekt, die Rhythmusabteilung perfekt geölt, dazwischen gab es noch ein paar Twin-Solos von Phil und Martin an den Gitarren. Also, was will man mehr.
Also, ich kann meinen Eindruck vom Desertfest nur wiederholen. Ich kann mit der Stimme von Pardis nichts anfangen, die eiert um den korrekten Ton herum und dazu dröhnt der Bass und das Schlagzeug steht still. Absolut nicht mein Ding.
Lowriders Auftritt am Hellfest 2014 war sehr beeindruckend und deswegen waren wir auf die neue Besetzung, neue Songs und auf eine Band gespannt, die seit 2017 wieder sehr regelmäßig Konzerte spielt. Leider trafen wir Marco Popako und ihr wisst, wie es ist, wenn man Marco trifft. Sehr lustig und sehr lange lustig. Lowrider spielten einen neuen Song "And the horse you ride in on", der schon einmal sehr neugierig auf das neue Album machte, zumal die Band dabei ein Keyboard hinzufügte, was dem brachialen Sound eine bislang nie gekannte Weite und Epic verlieh. Auch hier wieder viel rotes Licht und wenig zu sehen, doch das, was es zu hören gab, war fantastisch. Ach ja, und Marco kennt meine erste Freudin, mit der ich 1984 in Reutlingen zusammen war und noch viel mehr...
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die Einladung bedanken. Es war eigentlich wie immer ein tolles festival, das Wetter spielte mit, die Organisation war perfekt, die Security war cool, die ganze Stoner-Familie sowieso, die Preise passten. Wir freuen uns schon jetzt auf 2025.